politics | Guttenberg [6] – Schön gefärbt und hoch gestapelt

„Mit Blick auf die größte Bundeswehrreform der Geschichte, die ich angestoßen habe und (…) auf eine gestärkte Bundeswehr mit großartigen Truppen im Einsatz, die mir eng ans Herz gewachsen sind“, so KT im Zuge seines Rücktritts, sei der nächste entscheidende Schritt „bestens vorbereitet“. Wie es sich gehört, habe er „ein weitgehend bestelltes Haus“ hinterlassen: „das Konzept der Reform steht“. Doch in Wahrheit scheitert er – nach seinem Versagen im Zuge der Kunduz-Aufklärung – auch an  seiner zweiten großen Herausforderung als Verteidigungsminister, denn die Reform entpuppt sich als Bauruine. Ohne  tragfähiges Struktur- bzw. Finanzkonzept, geschweige denn einer konkreten Bedarfsanalyse gleicht nicht nur die Bundeswehr einem einzigen Trümmerfeld, auch die Truppe selbst scheint zutiefst verunsichert. Während sein Nachfolger ein schweres Erbe antritt, hinterlässt KT auch in diesem Fall eine Duftmarke, die allenfalls streng nach inszeniertem Eigenlob stinkt.
Von den Trümmern eines ‚weitgehend bestellten Hauses‘
Nun, die lückenlose Aufarbeitung von Affären wie der von Kunduz war seine Sache denn wohl nicht, aber vielleicht ja das andere angekündigte Großprojekt – die Reform der Bundeswehr. Doch auch hier muss sich KT erst eingrooven. Während er im März 10 in seinem Leib-und-Magenblatt BamS [de] tönert, „mit ihm sei die Abschaffung der Wehrpflicht nicht zu machen“, noch am 27.07. hält er sie für „fatal“, entscheidet er sich zwei Monate später doch für ein Strukturkommissionsmodell, das vorsieht, die Wehrpflicht (’sicherheitspolit. nicht mehr erforderlich‘) auszusetzen. In Folge eines offensiven Plädoyers KTs stößt der Antrag bei der CSU als auch in der CDU im November 10 auf mehrheitliche  Zustimmung – ein fragwürdiger Erfolg sowie beispielhafter Ausdruck blinder Gefolgschaft. Problem #1 – obwohl noch nicht mal beschlossen, werden seit Anfang 2011 keine Wehpflichtigen mehr eingezogen. Problem #2 – es gibt kein tragfähiges Konzept der Nachwuchsgewinnung (welche Anreize bietet die Bundeswehr? Wie hoch ist der Sold? Gibt es Sonderleistungen?), woraus Problem #3 resultiert – kein Interesse, kaum einer will im Krieg einer Chaostruppe dienen. Und Problem #4 – bis heute ist die Finanzierung unklar. Statt Einsparungen (Ziel: 8 Mrd. €) drohen Zusatzkosten. Die Umstellung auf ein Freiwilligenkontingent erfordert massive mediale Propaganda. Von etwa 10 Mio. € Gesamtetat macht das Ministerium knapp 5,7 Mio. € allein für ‚personalwerbliche Anzeigen‘ locker, von welchen lukrative 4,8 Mio. € an Medien des Springer-Konzerns gehen, natürlich rein zufällig größter Fürsprecher KTs in Sachen Plagiatsaffäre – Werbefeldzüge, die jedoch leider ins Leere laufen (vgl. Problem #3).
Ohne die Aufgaben oder den Bedarf der Bundeswehr zu definieren, scheint KT in erster Linie ans Sparen gedacht zu haben, wie nicht nur seitens der Opposition, sondern zunehmend auch in Koalitionskreisen kritisiert wird. Experten des Kanzleramtes bewerten seine Reformvorschläge schon im Dez. 10 als „sehr rudimentäre und unausgewogene Grundlage“ ohne eine „als zwingend erachtete sicherheitspolitische Herleitung“ oder gar „strategische Zielsetzung“ und verlangen eine Neuformulierung der Eckpunkte. Dass KT die Debatte über Kosten der Reform auf den Personalumfang der Truppe reduziere, während er das Ausmaß des nötigen „finanziellen Mehrbedarfs gegenüber den Einsparzielen“ nicht mal erwähne, sei „politisch unzulässig“, so ein Vorwurf. Und auch Truppen-intern wird Kritik laut. Im Jan. 11 klagen Offiziere über das sich den Soldaten bietende ‚Bild einer intransparenten, ressourcenverschwendenden, ungesteuerten Reformarbeit“ – es sei „kein hinreichender Reformansatz zu erkennen.“ Hohe Generäle warnen eindringlich, die Bundeswehr sei „nur noch bedingt einsatzbereit“, künftig „werden wir große Lücken im Personalkörper hinnehmen müssen, die uns langjährig begleiten und nicht auszugleichen sein werden.“ Die Personallage bei den Kampfeinheiten scheint jedoch schon Anfang 2011 dramatisch, obwohl KT bereits ein Jahr vorher ankündigte, eben jene Truppen aufstocken zu wollen. Und obwohl er sich bis zuletzt als großen Reformer inszeniert, muss er das Ausmaß des Personaldilemmas spätestens zum Ende seiner Amtszeit gekannt haben. So gesteht er einen Tag vor seinem Rücktritt zwar immerhin  eine halbjährliche „Anlaufphase“ mit „Unwägbarkeiten“ ein, doch die eigentlichen Fakten redet er wie gewohnt schön. Angesichts eines jährlichen „Regenerationsbedarfs von 12.000“ Freiwilligen (urspr. 15.000) hätten bis Anfang März „bereits 7000 (..) Interesse bekundet“. Klingt so, als sei über die Hälfte des Bedarfs gedeckt – doch weit gefehlt, denn die Zahl bezieht sich lediglich auf eine Umfrageaktion, im Zuge derer 165.747 Fragebögen verschickt wurden. Und auf dem Boden der Tatsachen sieht alles noch ernüchternder aus, denn von knapp einer halben Million Anschreiben an potenzielle Freiwillige parallel zur Springer-Werbekampagne (März/April) reagieren nur etwa 1800 mit Interesse. Die Verpflichtung von ganzen 433 Freiwilligen bis zum 1. April bestätigt den Ernst der Lage – verständlicherweise werden die Erwartungen daraufhin drastisch (auf 5000 Freiwillige im Jahr) reduziert.
KTs unausgegorene, allenfalls angekündigte Schnellschussreform bringt nicht nur politische Gegner auf die Barrikaden. Während ihm der sicherheitspolitische Sprecher der SPD Arnold attestiert, er habe der Truppe in seiner kurzen Amtszeit eine „Reformruine ohne Fundament“ hinterlassen und ihr „schweren Schaden“ zugefügt, kommentiert man KTs Nachlass auch innerhalb der Union in aller Deutlichkeit als „militär- und strukturpolitisches Desaster“. Zahlreiche Parteifreunde distanzieren sich mehr und mehr von ihrem ehemals besten Pferd im Stall – so ist gar von „Stückwerk“ und „Schönrederei“ die Rede. Was die Quasi-Abschaffung der Wehrpflicht angeht plädiert manch einer gar für eine komplette Umkehr. Selbst Seehofer gesteht, seine größte Sorge sei beileibe nicht die Energiewende, sondern mit Abstand die Bundeswehr: „Soldaten, Arbeitsplätze, Standorte – die Fragen sind ungelöst.“ Einzig Merkel scheint bis zuletzt an ihrem Minister a.D. festzuhalten, den sie schließlich nicht als wissenschaftlichen Assistenten angestellt hat. Was bleibt der ohnehin schon angeschlagenen Kanzlerin auch anderes übrig, als die vielerseits geäußerte Kritik zu besänftigen, indem sie KTs fragwürdige Verdienste (pionierhafte Überzeugungsarbeit) herausstreicht? In Anbetracht eines immer massiveren Glaubwürdigkeitsproblems, nicht zuletzt infolge des inkonsequenten Wiederausstieg aus der Atomenergie, käme die erneute Kehrtwende (Wiedereinführung d. Wehrpflicht) wohl einer endgültigen politischen Bankrotterklärung gleich.
Mehr Schein als Sein – ein Flaggschiff in Seenot
Bei bei aller (kolportierten) Verehrung für den Oberbefehlshaber – schließlich basiert Soldatentum vor allem auf  Gehorsam gegenüber höheren Autoritäten, Kritik ist da eher unerwünscht – scheint sich auch innerhalb der Truppe eine tiefe Verunsicherung breit zu machen. Abgesehen von den zu erwartbaren Risiken, die Soldaten zwangsläufig eingehen, wenn sie in den ‚Krieg‘ ziehen müssen, lauern noch weitere – ‚hausgemachte‘ – Unwägbarkeiten. So müssen viele von ihnen nach ihrem Einsatz immer noch dafür kämpfen, dass ihre Traumatisierungen Anerkennung finden. Und obwohl der Bundestag längst konkrete Maßnahmen beschlossen hat, kämpfen viele nach wie vor um Entschädigung für Verletzungen und die Versorgung der Hinterbliebenenfamilien, denn KT versäumt die konkrete Umsetzung. Und so scheint sein sorgsam aufgebautes Image als verständnisvoll handelnder Klartextminister, dem Truppennähe und Soldatenwohl am Herzen liegt, auch innerhalb der Armee zu bröckeln. Denn unter vorgehaltener Hand wird man auch dort das Gefühl nicht los, KT trage seine innenpolitischen Affären immer wieder auf dem Rücken der Soldaten aus, deren Schicksale er vorschiebt, um von den tatsächlichen Defiziten abzulenken. Bestes Beispiel: die rollenden Köpfe hoher Generäle, die er reihenweise suspendiert, sobald sie ihm gefährlich werden. Nach Wichert, Schneiderhan und Hars muss zuletzt auch Norbert Schatz, kommandierender Kapitän der Gorch Fock, daran glauben, den KT nicht nur vorläufig, sondern allzu vorschnell abberuft – und je länger die Liste der ‚Bauernopfer‘, desto mehr leidet die Glaubwürdigkeit. Während sich die Vorwürfe gegen Schatz nicht bestätigen – bereits im Zuge der Vorermittlungen wird „kein strafrechtlich relevantes Fehlverhalten“ festgestellt, und auch im Abschlussbericht der Marine-Kommission wird dieser schließlich entlastet -, wächst die Kritik am sprunghaften Krisengebaren KTs dagegen von Affäre zu Affäre. Bereits im Zuge der Finanzkrise (Opel/Quelle), aber auch der Kunduz– und Gorch-Fock-Affären kündigt sich an, was bei KTs Chaosreform und letztlich auch im Umgang mit der Plagiatsaffäre augenscheinlich wird – eine Methode atemberaubend unkalkulierbarer Meinungswechsel, die mehr auf Schein als Sein setzt. Erneut lässt der große Reformer, der die Bundeswehr zukunftsfähig machen will, seinen markigen Worten kaum Taten folgen. Angesichts knallharter politischer Sacharbeit scheint er  nicht zum ersten Mal an die Grenzen intellektuellen Leistungsfähigkeit gestoßen zu sein, die er durch übertriebene Selbstdarstellung wett zu machen sucht. Alles deutet darauf hin, dass KT den politischen Spitzenämtern, die man ihm auf den Leib geschneidert, und die er für die Boulevardpresse so glamourös bekleidet hat, die in Drucksituationen jedoch auch ein Höchstmaß an Präzision, Übersicht und Besonnenheit abverlangen, einfach nicht gewachsen ist.
KT hinterlässt kein „bestelltes Haus“. Stattdessen findet sein Nachfolger einen riesigen  Trümmerhaufen vor. Nach übereinstimmenden Berichten von Unionsabgeordneten fällt dieser ein vernichtendes Urteil. Angesichts unhaltbarer Verhältnisse (‚unzulänglicher Planungsarbeiten‘) im Verteidigungsressort sei die Rüstungsplanung in „katastrophalem“ Zustand. Parteiintern unmissverständlich alsknallharte Abrechnung interpretiert, reicht de Mazières Kritik von der kaum ausformulierten Zielsetzung sowie ungelösten Personalfragen, von der Ad-Hoc-Umstellung auf eine Freiwilligen-Armee, bis hin zur nicht konkretisierten Erneuerung nach wie vor überholter Strukturen (Umfang, Standorte, Verschlankung). Und obwohl sich de Mazière, der nach Amtsantritt zuallererst KTs Staatsseretär feuert, vornehm mit namentlichen Vorwürfen zurückhält, kann dessen ‚offizielle‘ Bilanz ebenso als Seitenhieb verstanden werden: „Die Wunschzahlen, die ich vorgefunden habe, passten mit den Planungen zur mittelfristigen Finanzplanung unter keinem denkbaren Gesichtspunkt zusammen“. Ein nun (bis 2015) beschlossener Finanzausgleich soll die Sparvorgaben für die Truppe abmildern, einzelne Reformschritte in die richtige Reihenfolge gebracht werden – was in weiten Teilen der Opposition als Rückkehr zur „Sachlichkeit und Vernunft“ gebilligt wird. Die Finanzlage zwar immer noch ungeklärt, sei zumindest KTs „Schaulaufen“ nun „beendet“. Bis die neue Bundeswehr stehe, dürften entgegen bisheriger Pläne (2012)  wohl sechs bis acht Jahre vergehen. Auch der Verband hat hinsichtlich des alten Zeitplans keine großen Erwartungen mehr. De Mazière hat also noch viel zu tun, denn die Bundeswehrreform, KTs ‚Meisterstück‘, entpuppt sich spätestens nach dessen Rücktritt als weitere Mogelpackung.

Der Umbau zur internationalen Interventionsarmee
De Mazières zentrale Eckpunkte der Reform – die konkretere Ausformulierung von Aufgaben und Zielen sowie die damit verbundene Personalplanung (Verkleinerung der Truppe auf 185.000 Soldaten) und die Einführung eines ‚freiwilligen Ehrendienstes‘ ab dem 01.07. (auch, um dem Vorwurf entgegenzutreten, es handle sich um eine reine Berufsarmee) anstelle der Wehrpflicht  (zwar noch im Grundgesetz, scheint ihre Abschaffzung doch besiegelt) – unterscheiden sich zwar nicht wesentlich von KTs Ankündigungen, stoßen bei der Opposition (mit Ausnahme der Linken) jedoch auf breite Zustimmung. Fast könnte man meinen, allein der Ton macht die Musik. Denn während KT 2010 noch forderte, die Gesellschaft müsse umdenken, schließlich gehe es in Afghanistan um die Sicherheit aller Deutschen – dort werde „für jeden von uns gekämpft und gestorben“, drückt sich sein Nachfolger in seiner Regierungserklärung weitaus diplomatischer aus: „Die Bundeswehr reicht der Öffentlichkeit die Hand“ , um mit ihr in einen Dialog zu treten. Auch de Mazière spricht von der Notwendigkeit „Konflikte möglichst auf Distanz zu halten und sich aktiv an deren Vorbeugung und Einhegung zu beteiligen“, doch mit mehr Bedacht. Es gehe um die „Wahrung nationaler Interessen und die Wahrnehmung internationaler Verantwortung“, wobei auch er ausdrücklich die „Landes- und Bündnisverteidigung im Rahmen der Nato“ sowie „die internationale Konfliktverhütung und -bewältigung im Rahmen der UN“ betont. Das alles ist sachlich – im Vergleich zu Vor- und Draufgänger KT bleibt de Mazières Ton geradezu vernünftig. Doch vergriff sich KT wirklich nur im Ton? Der in seiner Eitelkeit gekränkte und zunehmend an Realitätsschwund leidende Superminister strickte wahrlich nur allzu gern an Legenden und Heldenmythen – wie z.B. an der des jung-dynamischen Truppenführers, der sich (noch im Zuge seines Rücktritts) bis zuletzt selbstlos für die Soldaten an der Front ‚opferte‘. Doch ist die PR nicht nur eitle Selbstinszenierung einer Person, sie gilt auch Zielen, deren ideologischer Hintergrund einer kritischen Hinterfragung bedarf. Ist KTs Triebfeder für die Ausübung seines Amtes tatsächlich nur in seinem fachlichem Interesse begründet? Schließlich ist ihm sein Job
„(…) mit eine der spannendsten Aufgaben, die man derzeit haben kann, weil Verteidigungspolitik als solche ja nicht mehr Verteidigungspolitik im engeren Sinne ist, dass man sie nur an den Landesgrenzen definiert und dass man sie nur mit dem Begriff Verteidigung umschreiben könnte, mit den sogenannten Asymmetrien dieser Zeit umzugehen. Und das ist etwas, was über die Ressortgrenzen ja auch hinweggeht, wo die Gemeinsamkeiten zu suchen sind mit einem Auswärtigen Amt, Gemeinsamkeiten mit einem Entwicklungsministerium, Gemeinsamkeiten mit einem Wirtschaftsministerium.“ (Quelle)
Was in KTs blumigen Worten mitschwingt, scheint stets mit ‚Herzblut‘ verbunden, und ist daher kaum von seinem Backround trennen – Pflichtbewusstsein trifft auf leidenschaftliche Überzeugung. Natürlich steht er voll und ganz hinter dem deutschen Afghanistan-Einsatz – ist schließlich sein Job. Doch seit eh und je zu Höherem berufen, steht er überdies insbesondere auch für die Durchsetzung ‚internationaler Sicherheitsinteressen‘ amerikanischer Prägung mittels eines entsprechend professionell einsatzfähigen, deutschen Militärkontingents. Nach ersten „friedenserhaltenden und -sichernden“ (‚out-of-NATO/BRD-area‘) Maßnahmen der Bundeswehr ab 1991, dem (durch Rot-Grün ermöglichten) Kosovo-Einsatz (dem ersten verfassungsmäßig und völkerrechtlich umstrittenen Krieg mit deutscher Beteiligung) 1999, über die (durch Gerhard Schröder erzwungene) Afghanistan-Mission im Rahmen einer äußerst fragwürdigen Antiterrorkoalition (unter George W. Bush), muss KTs couragiertes Engagement als weiterer Schritt hin zu einer ‚Sicherheitsstrategie‘ gesehen werden, die Krieg als akzeptable Möglichkeit zur Durchsetzung ‚(inter-) nationaler‘ wirtschaftlicher bzw. geostrategischer Interessen mittels einer höchst ökonomisch ausgerichtete Interventionsarmee begreift. Mittel- bis langfristig hat KT seine Funktion als Werbeträger für die neue deutsche Interventionstrategie also mit Bravour erfüllt.
„Dass [die Regierung] auch das Entwicklungsministerium mit Blick auf die Förderung des Außenhandels umgestaltete, markiert [..] eine Zäsur. Selbst Kritiker […] hätten einen derart harten Schwenk in einem Bereich, in dem v.a. politische Idealisten arbeiten, nicht für möglich gehalten. Guttenberg plädiert nun für ein ökonomisches Denken in der Verteidigungspolitik, das sich in Zukunft in barer Münze auszahlen könnte. Diese ökonomischen Überlegungen sind nicht völlig neu. Schon immer hat die Wirtschaftslage die Verteidigungspolitik mit beeinflusst. Die offensive Art, mit der Guttenberg die Ökonomisierung der Verteidigungspolitik vorantreibt, ist hingegen neu.“ (Quelle)
Was neben dem großen Trümmerhaufen und den nötigen Korrekturen  bleibt, ist eben jene schleichende Kriegsakzeptanz, zu deren Zwecken KT offenbar nicht nur in entsprechenden Ämter gehievt, sondern in seinem unreifen Krisengebahren auch allzu lange gedultet wurde. Das Ende vom Lied scheint tatsächlich der Beginn einer  Sicherheitspolitik, die wie selbstverständlich wieder den Begriff des Krieges in ihren Wortschatz aufgenommen hat; einer Politik, die von der Notwendigkeit militärischen Interventionen im Ausland ausgeht; einer Denkweise paranoider Bedrohungsszenarien und hegemonialen Anspruchs, die  das Brandenburger Tor am Hindukusch zu verteidigen sucht; einer ‚globalen Geostrategie‘, die in vor gelegentlichen Eingriffen nicht halt macht, unter Umständen kommerzielle Interessen verfolgt, Bedarf, Dringlichkeit und Angemessenheit gegeneinander abwägt; einer vergessenen Politik unkalkulierbarer Willkür, die ihren Ermessensspielraum von Fall zu Fall ausdehnt. Der Dank geht insbesondere an Dich, Oberbefehlshaber KT. Du hast Dich sowohl um dieses Land, aber auch um eine bessere, sicherere Welt wahrlich verdient gemacht. Und jetzt – abgetreten!
Das nächste und siebte Kapitel (Guttenberg [7]) bringt die episch angelegte Saga um das Politphänomen KT schließlich zu Ende. Während noch mal ein Bogen zum einleitenden Teil (Guttenberg [1]) geschlagen wird, handelt das große Finale, das endlich auch kurz auf die Plagiatsaffäre eingehen wird, vor allem von Demokratieverständnis, die Notwendigkeit politischer Transparenz und die Rolle der Medien.
// zum allerersten Teil, den ‘Bekenntnissen’ > (Guttenberg [1] – Schön gefärbt und hoch gestapelt)
// zum zweiten Teil,  der ‘Familientradition’ > (Guttenberg [2] – Schön gefärbt und hoch gestapelt)
// zum dritten Teil, ‘Popularität & Kompetenz’ > (Guttenberg [3] – Schön gefärbt und hoch gestapelt)
// zum vierten Teil, ‘Denkschule & Elitenetzwerk’ > (Guttenberg [4] – Schön gefärbt und hoch gestapelt)
// zum fünften Teil, ‚Propaganda & Kriegslügen‘ > (Guttenberg [5] – Schön gefärbt und hoch gestapelt)
Hauptquellen:
– Rolf Clement: ‚Verdruckstheit im Umgang m. Afghanistaneinsatz“, Interview auf D-Funk [online], 14.03.10
– ‚Guttenberg will an Wehrpflicht festhalten‘, Artikel auf themenportal [dapd-Nachricht, online], 28.03.10
– Kai Ruhsert: ‚Hinweise des Tages‘ (16c: GB kündigt weitere Kriege an)‘, auf den NachDenkSeiten, 26.04.10
– ‚Seehofer attackiert Guttenberg wegen Wehrpflicht‘, Artikel auf Welt [online], 05.06.10
– ‚Guttenberg: ‚Abschaffung der Wehrpflicht wäre fatal“, Artikel auf diePresse.com, 27.07.10
– ‚Empfehlungen d. Strukturkommission gehen in interne u. polit. Diskussion‘, Erklärung des BVM, 26.10.10
– Gordon Repinski: ‚Tabubruch im Verteidigungsministerium – GB will Wirtschaftsinteressen militärisch absichern‘, Artikel auf Die Tageszeitung, via: D-Funk [online], 03.11.10
– Stefan Uhlmann ‚Sieg f. GB: CDU votiert gg. Wehrpflicht‘ Artikel auf Hamburg. Abendblatt [onl.], 15.11.10
– ‚Gorch Fock – Guttenberg startet Verteidigungskurs‘, Artikel auf Zeit [online], 24.01.11
– ‚Ex-Kapitän der Gorch Fock: Voll gegen Guttenberg‘, Artikel auf Süddeutsche [online], 29.01.11
– Schlechte Stimmung auf ‚G. Fock‘ – Soldaten wollen Dienst quittieren‘, Art. auf Süddeutsche [onl.], 14.02.11
– Albrecht Müller: ‚Hauptsache verschwindet hinter Getöse um GB: Ausbau d. BW zu Interventionsarmee, auch zur Durchsetzung wirtschaftl. Interessen‘, Beitrag auf NachDenkSeiten, 25.02.11
– ‚Kritik an GB – Merkels Experten kanzeln Bundeswehrreform ab‘, Artikel auf Spiegel [online], 26.02.11
– ‚Kritik an GB-Entscheid. – Marine entlastet offenbar ‚Fock‘-Kommandanten‘, auf Süddeutsche [onl.] 26.02.11
– Jörg Schindler: ‚Eigenwerbung .. Verträge vorerst nur m. Springer‘, auf Frankf. Rundschau [onl.], 28.02.11
– ‚GB: Letztes Interview im Münchner Merkur‘ (28.02.11), Interview auf Münchner Merkur [online],  01.03.11 – Eckart Lohse & Markus Wehner: ‚GB. Biographie‘, Droemer Verlag (Kurzbeschreibung), auf amazon, 01.03.11 – / Dirk Wolff-Simon: ‚Hoffnungsträger wird demaskiert‘, Rezension v. ‚GB. Biographie‘, auf amazon 06.03.11
– Peter Blechschmidt: ‚GB-Nachfolge: Ein Erbe wie ein Minenfeld‘, Artikel auf Süddeutsche [online], 02.03.11
– // Blechschmidt: ‚VM de Maizière: Nicht bestellt u. doch abgeholt, Artikel auf Süddeutsche [onl.], 03.03.11
– Klaus Wallmann sen.: ‚Über die Verdienste des Ministers zu GB‘, Artikel auf randzone [online], 02.03.11
– ‚Bundeswehrreform: De Maizière feuert GBs Staatssekretär‘, Artikel auf Süddeutsche [online], 04.03.11
– Nico Fried: ‚Debatte um BWreform: Wollknäuel voller Knoten‘, Kommentar auf Süddeutsche [onl.], 07.03.11
– // Fried: ‚… v. d. Atom- zur Atomausstiegskanzlerin: mächtiger Makel‘, auf Süddeutsche [onl.], 07.06.11
–  ‚(…) Marine-Kommission entlastet Schiffsführung‘, Nachricht auf ARD-Tagesschau [online], 13.03.11
– ‚Altkanzler u. Ex-Minister – Schmidt revidiert Urteil über GB‘, Artikel auf Süddeutsche [online], 19.04.11
– Heribert Prantl: ‚(…) Das Elend des talentierten Herrn GB‘, Artikel auf Süddeutsche [online], 06.05.11
– ‚Seehofer beklagt Reform-Probleme f. BW-Standorte‘ Artikel auf Augsburger Allgemeine [online], 13.05.11
– ‚Bundeswehrreform: De Maizière rechnet mit Guttenberg ab‘, Artikel auf Spiegel [online], 14.05.11
– Oliver Das Gupta: ‚Baustelle BW: Der Chaos-Nachlass des Barons‘, Artikel auf Süddeutsche [online],16.05.11
– // ‚Baustelle BW [II]: Galliges gg. Guttenberg – auch aus der CSU‘, Artikel auf Süddeutsche [online], 16.05.11
– // D. Gupta: ‚Personalmangel (…) Bund ruft – u. keiner will hin‘, Artikel auf Süddeutsche [online] 18.05.11
– // ‚[II] (…) Schwarz-gelbe Katerstimmung über GBs Hinterlassenschaft‘, auf Süddeutsche [online], 18.05.11
– Christoph Grabenheinrich: ‚Hadern mit GBs Erbe‘, auf Tagesschau (SR/ARD-Hörfunkstudio), [onl.], 18.05.11 – ‚M. erläutert BWR: Weniger Soldaten, dafür mehr im Ausland‘, Artikel auf Süddeutsche [onl.], 27.05.11
– zu:  ‚Auslandseinsätzen d. Bundeswehr (Geschichte | Debatte u. erste Einsätze / Kosovo-Krieg u. KFOR-Einsatz / nach dem 11.September 2001) — auf Wikipedia.
– Bildquellen [1] & [2]
– ‚GB feuert telefonisch Kapitän‘, VideoBeiträge auf ZDF heute nacht, ARD & n-tv, via Youtube, 22.01.11
– ‚Merkel stärkt Guttenberg den Rücken, VideoNachricht auf FAZ [online], via Youtube, 22.02.2011
– ‚Glanz statt Substanz: (…) GB u. die Soldaten‘, VideoBeitrag, ARD-Magazin ‚Kontraste‘, via Youtube, 24.02.11
– ‚Guttenberg: Die Rücktrittserklärung‘, ZDF-VideoBeitrag, via [ZDF] Youtube [Channel], 01.03.11
– ‚Regierungserklärung: de Maizière zur Neuausrichtung d. BW‘, Phoenix-VideoBeitrag, via Youtube, 27.05.11
– Vgl. zudem Direktlinks im Text.

Neuer Verteidigungsminister de Maizière Nicht bestellt und doch abgeholt

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